8:30 Uhr: Es riecht nach Meer. Nach 9,5 Stunden nebliger Nachtfahrt ist die Raststätte Rijeka erreicht. Sozusagen ein Pflichtstop, um der Adria Hallo zu sagen.
In Kraljevica werden wir von Dubravka und Familie bereits erwartet. Wer nicht so genau weiß, wo das ist, kann hier mal gucken:
http://www.urlaub-anbieter.com/ostrofewo.htm
Natürlich gibt es einiges zu erzählen. Und so zwischendurch aufs Meer mit Blick auf die Krk-Brücke schauen.
So langsam setzt sich die Müdigkeit durch. Kaum geschlafen ... Aber egal. Ein kleiner Ausflug sollte noch möglich sein. Hier ist ne Brücke vor der Haustür und das Vinodol-Gebirge im Rücken. Also muss man die Brücke auch irgendwie von oben sehen können. Auf gehts ins benachbarte Smrika. Nach dem Auffinden einiger suboptimaler Knipsstellen werden wir schließlich bei einer Cart-Bahn in der Pampa fündig.
Die Sonne wärmt ganz gut - T-Shirt Wetter. Nach einer Kurzbesichtigung des Kastells von Drivenik, schauen wir uns noch den Stausee in Tribalj an. Jede Menge Angler campen hier rund um den See während die Angeln angeln. Also mehr passives oder indirektes Angeln, während die Angler selbst an den Tischen sitzen.
Jetzt aber genug für heute. Zeit, sich mal eine Runde aufs Ohr zu legen. So denken wir. Aber ganz in der Nähe ist ein Vidikovac (Aussichtspunkt). Ok, das machen wir noch ... Wir fahren also über Blaskovici bergauf ins Vinodol. Die "Straße" ist breit genug für ein Auto. Aber wenn mal eines entgegen kommt = Feierabend. Ich machs kurz: Die asphaltierte Straße endet irgendwann. Dann geht es auf übelstem Schotter ähnlich einer Buckelpiste aus Steinen bis nach Lic. Das sind 8,5 Kilometer Härtetest für Reifen und Karosserie gelenkt von einem schwitzenden, teils zitternden Fahrzeuglenker. Das braucht kein Mensch. Unterwegs sind uns drei Fahrzeuge begegnet. Auf dem steinigsten Teil der Strecke musste ein Kroate mit seinem Jeep mehrere hundert Meter rückwärts fahren, bis wir vorbei konnten. Hvala. Den habe ich dann gefragt, was mehr Sinn macht: Weiterfahrt nach Lic oder zurück. Der hat nur den Kopf geschüttelt, beim Anblick unserer Standard-Straßen-Kiste. Ok, dann eben die Wahl des kleineren Übels. Und das sei die Weiterfahrt, wobei 2 km ziemlich heftig seien. Das haben wir dann gemacht und ich habe keine Ahnung, wie die Kiste und unsere Nerven das überleben konnte. Vom übelsten Teil der Strecke gibt es keine Bilder. Da gab es echt andere Probleme ...
Sonntag, 25.10.2015
Das Meer ruft. Also gehen wir mal zum Camp Ostro (Stadtteil von Kraljevica). Laut Lore Marr-Bieger, einer Reisebuchautorin, befinden wir uns in der häßlichsten Gegend Kroatiens, die Bucht von Bakar, die man am besten umfahren sollte. Ok - in Rijeka Urini gibt es die INA, in Krk Omisalj ist ebenfalls Industrie. Aber über die Klarheit des Wassers, die man sonstwo an der Festlandküste vergeblich sucht, die Artenvielfalt auch an Land und die absolute Ruhe schreibt die Frau nix. Nennen wir es einfach Kontraste.
Und in der Luka (Hafen) im Ortskern von Kraljevica befindet sich zu allem Überfluß noch eine Werft. Da kann natürlich kein Mensch (über)leben. Kleiner Witz.:-)
Weiter geht es nach Crikvenica, einer im Sommer plattgelatschten Touristenhochburg. Dort suchen wir den Hauptstrand auf.
Es ist schon manchmal interessant, mit was sich so einige Leute beschäftigen: Diese weibliche Person hier sammelt Steine in einem Eimer. Und wenn der Eimer voll ist, schleppt sie ihn mit ausgestrecktem Arm zum Gewichtsausgleich zum nächsten Strandabschnitt. Das ist interessant und stimmt nachdenklich. Was will uns die Frau damit sagen?
Auch interessant: Eine dog-beach mit Hundebar.
Dann ist der Tag schon gelaufen. Dank der sinnfreien Zeitumstellung ist gegen 18 Uhr Tageslichtfinish.
Auf dem Rückweg fällt uns bei Selce Nebel auf. Also raus dem Auto und mal gucken, was da los ist. Aha: Ein hyperaktiver Schornstein, der mal eben so Jadranovo benebelt.
Montag, 26.10.2015
Es herbstelt in Kroatien. Besonders deutlich wird das, wenn man mal von der Küste wegfährt. Wir begeben uns auf den Weg zum Nationalpark Risnjak im Nordosten Rijekas. Der Haupteingang ist ca. 40 Kilometer von hier entfernt.
Unterwegs kommen wir am Jezero (See) Mrzla Vodica vorbei. Der befindet sich sinnigerweise in Mrzla Vodica. Nördlich der Landstraße ist das eigentliche Seegebiet.
Auf großen Tafeln wird eine Fotoausstellung mit Bildern aus der Umgebung präsentiert. Da hatte ich mal Lust auf ne Kröte und habe mir eine geklaut.
Südlich der Landstraße in Mrzla Vodica geht ein Kanal in den weitaus größeren Stausee Omladinsko Jezero.
Weiter geht es in Richtung Nationalpark Risnjak und dabei kommt es in einem Waldstück zu dieser Begegnung.
So. Crni Lug mit dem Haupteingang zum Nationalpark ist erreicht. Unser Ziel ist die Quelle der Kupa. Die ist in Razloge, auf einer einspurigen Möchtegernstraße 10 km weiter nördlich. In Razloski Okrug findet sich dann ein Parkplatz und ein geschlossenes Info- und Kassenhäuschen: Lauf Navi 1,6 Kilometer zu Fuß bergab zur Quelle. Nö. Nein danke. Und was macht man in einer solchen Situation? Na klar - eben das, was man in de Heimat nie machen würden ... Man sucht einfach die Kirche auf. Die in Razloge hat heute sogar Tag der offenen Tür.
Ok. Also zurück nach Crni Lug und dem dortigen Haupteingang zum Nationalpark Risnjak. Aha. Hier kann man in einem Resaurant Tickets kaufen, um dann zu Bergziegen zu mutieren und in der Wildnis herumkrackseln. Gehts noch? Die Entscheidungsfindung bedarf keiner größeren Diskussion. Einfach den Fluß Kupa als Ziel im Tablet eingeben, damit man wenigstens mal am Fluß war und los gehts. Es dauert gar nicht mal so lange, bis selbst wir bemerken, dass die Kupa der Grenzfluß zu Slowenien ist. So stehen wir also in Brod na Kupi an der Grenze und können nun endlich mal ein Bild von der Kupa machen. Toll.
Aber schöne Schilder haben die hier und ein Brücke über die Kupica, einem Zufluß zur Kupa. Die Quelle der Kupica soll laut einem Hinweisschild in Mala Lesnica sein. Aber die haben wir nicht gefunden / finden wollen. Es wird ja auch dunkel ...
In Kraljevica erwartet uns Dubravka mit Sarma, so eine Art kroatische Krautwickel. Lecker. Aber die Arbeit mit dem Reiskuchen hätte sie sich nicht zu machen brauchen. Ein Bissen genügt, um übelste Griesbreierinnerungen aus der Kindheit zu wecken. Aber den anderen hats gemundet.:-)
Dienstag, 27.10.2015
5 Euro Eintritt (35 Kuna) kostet die Insel Krk. Also die Fahrt über die Brücke. Die Ausreise ist inbegriffen. Mal gucken, was es da so neues gibt. Bewaffnet mit Unterwasserkameras steuern wir zunächst die Nordwestküste in Omisalj an. Keine Ahnung, ob es an der Jahreszeit liegt, aber im Wasser ist nicht wirklich viel zu entdecken.
Also weiter an die Nordostküste, nach Voz. Vor 2 Jahren war hier noch nix. Nur ein paar Einheimische, die hier gebadet haben oder sich dem Fischfang widmeten. Letztes Jahr wurde dann eine Strandbude hingestellt, die nur in den Sommermonaten geöffnet hat. Und heute werden Touris mit nem Reisebus angekarrt, um dort eine Verpfelgungspause einzulegen.
Und etwas sehr erfreuliches gibt es von Voz zu vermelden: Im Wasser sind jede Menge Frischlinge der streng geschützten Steckmuscheln. Die sind noch orange und kaum zu übersehen. Überhaupt ist die Sicht im Wasser deutlich klarer als in den Sommermonaten.
Weiter geht es auf der alten Inselstraße entlang der Ostküste in südlicher Richtung. Der Ort Cizici ist für sein seichtes Wasser und seinen Schlamm bekannt. Ertrinken ist in der Bucht nur schwer möglich.
Nächster Halt: Silo. Bis zum Sonnenuntergang die Akkus der U-Wasser-Kameras leer filmen. In den Orten ist nichts los. Nur hier und da mal ein Zweibeiner. Da kann man sich auf den Badeplateus schön breit machen und Sonne tanken.
Auf der Rückfahrt huldigen wir unserem Auto mit einem kroatischen Schattentanz.:-)
Mittwoch, 28.10.2015
Rijeka - für uns einer der schönsten, wenn nicht die schönste Stadt in Kroatien. Kein Tourirummel, einfach authentisch. Nach den Markthallen, der alten Zigarettenpapierfabrik und der Fußgängerzone wollen wir heute zwei weitere Ziele ansteuern. Los geht es westlich vom alten Hafen bei der großen Fischhalle.
Hier befinden sich die Überreste der weltweit ersten Torpedofabrik. Dorthin gelangt man über das Gelände der alten Fischhalle. Der Zutritt in die Torpedofabrik ist versperrt. Aber es fehlt ein Gitterelement in der Absperrung ... Interessierte können auch das Torpedo-Museum in Rijeka besuchen: http://www.muzej-rijeka.hr/torpedo/izlozba.html
Nächstes Ziel ist Groblje "Kozala", der größte von drei Friedhöfen in Rijeka. Er liegt in der Stadt und ähnelt einem großen Park, was bei den etwas eigenwilligen Fotos nicht so zum Ausdruck kommt. Ein paar Tage vor Allerheiligen und Allerseelen ist hier mächtig was los. Die Parkplatzsuche dauert etwas länger und an etlichen Ständen vor dem Friedhofseingang werden Blumen und Kerzen angeboten.
Wir verlassen die Stadt Rijeka in nördlicher Richtung. Die engen Gassen führen steil nach oben. Also so richtig steil. Da kommt man schon mal ins Grübeln, ob wir nun horizontal oder vertikal unterwegs sind. Entsprechend sind einige Gebäude errichtet. Die Garage hier im Bild hängt zur Hälfte in der Luft.
Jetzt beginnt eine Bunkersuchaktion.Von Dubravka und Cico haben wir einen Link mit einer Karte erhalten. Hierin sind vier Bunkeranlagen markiert und man will ja auch mal was knipsen, was eben nicht so ganz bekannt ist ... So geht es nach Zvoneca, nordwestlich von Opatija. Mehrere kleine Orte sind über enge Straßen erreichbar und auf fast jedem Grundstück findet sich eine Art kreisförmiger Garten. Bauten neueren Datums sind die Ausnahme. Bunker haben wir keine gesichtet und bei einsetzender Dunkelheit macht es nicht wirklich Spaß, durch die Wälder zu streifen. Also vertagen wir die Aktion.
Donnerstag, 29.10.2015
Hmm ... 11 Uhr: 15 Grad und Dauerregen.
Am Nachmittag lässt der Regen nach. Mal gucken, ob wir noch einen Seestern sichten können. Die Uvala (Bucht) Scott ist hierfür ein recht sicherer Ort. Also erstmal runter ans Meer und dann auf einem Trampelpfad der Küste entlang immer Richtung Brücke.
Nach ca. 5-10 Minuten ist die Uvala Scott erreicht. Hier stehen zwar einzelne Häuser, die aber zu dieser Jahreszeit nicht bewohnt sind. Und mit dem Seestern haben wir auch Glück. Ein Warzenseestern kriecht am Ufer entlang. So, dass wir ihn ohne nass zu werden mit einem Einbeinstativ filmen können. Etwas weiter draußen halten sich größere Fischschwärme auf. Aber mit Wasserhüpfen ist heute nix ...
Hat sich doch gelohnt. Und wie sich dann noch der Himmel färbt ... auch net schlecht.
Und mit dem Farbenschauspiel verabschieden sich die Regenwolken und Bura zieht auf.
Freitag, 30.10.2015
Wow, wir haben heute Winnetou gesehen.:-) Aber mal der Reihe nach. Jepp, die Bura ist eingetroffen. Aber an der Küste nicht ganz so heftig. Wir haben Dubravka eingepackt und los gehts. Zunächst nach Crikvenica. Dort ist heute Markt. Und weil da alle hingehen, um was zu kaufen, habe ich auch was gekauft: Honig (med). Aber nix normales. Nach diversen Geschmacksproben ist der Tannenhonig und der Kastanienhonig von der Insel Krk in die Einkaufstüte gewandert. Schon klar, dass das nicht zu 100% Tannenblütenzeugs ist, aber es schmeckt.
Nächster Halt ist Senj. Hier soll naturgemäß die Bura am stärksten wüten. Aber denksde. Auch hier nur Windchen. Von einigen Böen mal abgesehen.
Noch ein Kurzbesuch in Sveti Juraj und dann ...
.. dann hinauf in das Vinodol-Gebirge. Ab Klenovica in Richtung Alan bergauf und dann kreuz und quer. Super Landschaft hier, seltsame Gebäude, viele Pferde und richtig heftiger Wind.
Und dann sichten wir ihn: Winnetou. Ja, er lebt. Inmitten dieser einsamen Öde hat er seine Zelte aufgeschlagen und reitet dem Sonnenuntergang entgegen. Wahnsinn. Eine Schar modern ausgestatteter Helfer hat er um sich versammelt. Wahrscheinlich, um die Zukunft seines Stammes zu sichern. Unter schwierigsten Bedingungen sind uns ein paar Schnappschüsse gelungen.
P.S. Wenn ich ein Bild hiervon morgen in der BILD-Zeitung sehe, gibts ÄRGER ...
Samstag, 31.10.2015
Letzter Tag heute. Jetzt wirds eng. Wenn ich mir heute keine Postkarte schicke, gibt es zu Hause echt Ärger. Also erstmal nach Kraljevica "Innenstadt" und bunte Urlaubsgrußkarten kaufen.
2009 waren wir zuletzt in Porec. Also an der Westküste Istriens. Von hier aus sind es gut 100 Kilometer, die zu schaffen sind. Dann mal los. Die haben an der Westküste ganz schön kräftig an der Infrastruktur gebastelt. Ein Kreisverkehr jagt den nächsten. Mag praktisch sein, aber schön ist was anderes. Wie auch immer: Wir haben Porec gefunden und so langsam kommt auch die ein oder andere Erinnerung. Klar - am grundlegenden Stadtbild kann man ja nix ändern. Wegen den Postkarten und so. Also siehts im Hafen so wie immer aus.
Es beginnt das Schwelgen in Erinnerungen: "Weißt du noch?", "Waren wir hier auch?", etc. Das kennt sicher jeder. Scheint so ein menschlicher Urinstinkt zu sein. Sei es drum. Auf gut deutsch heißt das, dass wir durch die Gassen gelatscht sind. Und voller Verwunderung stellen wir fest, dass alles noch an seinem Platz ist. Wie schön. Ein paar Eindrücke ...
Kurz vor Novigrad (Antenal) verläuft die Straße ein Stück übers Meer. Hier stinkts. Und zwar gewaltig. Seetang oder sowas. Um so erstaunlicher, dass sich im Wasser verschiedene Vogelarten aufhalten. So richtig sauber schaut das Wasser auf Meeresseite auch nicht aus. Da ist es doch schön, sich zu erinnern, dass an dieser Stelle 2009 jemand gebadet hat ...
Novigrad: Einen großen Hafen gibt es hier. Ist ja auch ne große, geschützte Bucht. Entsprechend viele Schiffe. Und es sind Touristen da. Meist Italiener. Klar, ist ja auch Istrien ...
Und nett sind sie, die italienischen Touristen. Während die meisten mit Selfies arbeiten, traut mir ein Paar tatsächlich zu, auf den blauen Punkt eines Smartphones zu drücken. Wow. Mit so viel Fremdvertrauen hatte ich nicht gerechnet. Und die wahrscheinlich nicht damit, dass sie jetzt hier erscheinen.:-)
Schön und interessant, mal wieder die Ecke gesehen zu haben und auch an der Westküste Istriens geht die Sonne gegen 17 Uhr unter.
Sonntag, 01.11.2015
Kurz vor der Abreise. Die Bura hat die ganze Nacht über gewütet. Gestern Abend war die Krk-Brücke nur noch für PKW zugelassen. Aber ich wäre da nicht drüber ... Auch die Küstenstraße war teils für Gespanne, Anhänger etc. gesperrt. Heute morgen gibt es noch teils Sturmböen und das Meer ist noch leicht aufgewühlt. Noch ein paar Knipsbilder, dann müssen wir uns (vorübergehend) verabschieden.
Man sieht sich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen